Heute tönt es auf allen Kanälen, dass Microsoft Nokia übernommen hat. Na und? Für den Mobile-Markt ist das nahezu bedeutungslos. Da wäre es wichtiger zu erfahren, dass neben einem der bedeutenden App-Hersteller eine neue Currywurstbude eröffnet hat.
Warum ist das so?
Microsoft kann Mobile nicht. Microsoft konnte es noch nie. Und Microsoft wird es nie können – auch nicht mit Nokia. Ich kenne seit vielen Jahren viele Nokia-Mitarbeiter, gerade und auch im entwicklungsnahen Bereich. Und diese sind in den letzten zwei Jahren immer mehr an Microsoft verzweifelt. Und heute weinen viele in Finnland und in Europa.
Schade um Nokia! Wobei diese Entwicklung mit dem Trojaner Stephen Elop vorhersehbar war. Er kam vermutlich nur mit einer Mission von Microsoft zu Nokia – das Unternehmen vor die Wand zu fahren um es dann Microsoft billig auf dem Silbertablett zu offerieren, eine Aktion, die in ihrer charakterlichen Verderbtheit auf Elop ein ähnliches Licht wirft wie auf Thorsten Heins, der ähnliches derzeit bei BlackBerry betreibt.
Was lernt man daraus? Manager aus den USA sollte man höchstens mit der Kneifzange anfassen, aber niemals einen Job anbieten. Für Manager von Microsoft gilt dies ganz besonders. Insofern rechne ich damit, dass auch bald ein MDM-Hersteller von Microsoft übernommen wird, der ebenfalls maßgeblich von Mangern solcher ‘Qualität’ und ‘Güte’ geführt wird.
Bryan Biniak, Vice President App-Development bei Nokia, hat das Problem vor einigen Wochen sauber auf den Punkt gebracht, die International Business Times hat hierüber im Beitrag Nokia: Microsoft Must Evolve to Make Windows Phone a Success berichtet. Biniak sagte:
We are trying to evolve the cultural thinking [at Microsoft] to say ‘time is of the essence.’ Waiting until the end of your fiscal year when you need to close your targets, doesn’t do us any good when I have phones to sell today.
Biniak führt dieses Problem auf die gigantischen kulturellen Unterschiede zwischen Microsoft und Nokia zurück:
Nokia is a smartphone manufacturer renowned for innovation and development and in the past 12 months alone it has released more than 10 new Lumia smartphones into the market.
Microsoft on the other hand is coming to mobile from a heritage of desktop software which was updated at the most annually, and it is failing to adapt quickly enough to the rapidly changing smartphone market.
Genau dies ist der Grund, warum Microsoft sogar Android vor die Wand fahren würde. Microsoft war noch nie in auch nur einem Bereich mit seinen Technologien technologisch führend – egal ob Desktop, Server oder sonstige Anwendungen. Microsoft hat in erster Linie viel Glück gehabt die Position zu erlangen, die sie heute besitzen. Und sie konnten in der Vergangenheit, als Mobile noch ein untergeordnetes Thema war, sich bedingt mit Windows Mobile über Wasser halten – weil es – außer BlackBerry – keinen ernstzunehmenden Wettbewerb mit Business-Integrationen gab.
Der Wettlauf mit BlackBerry war quasi ein Wettrennen Schnecke gegen Regenwurm – beide hatten trotz Behäbigkeit und Langsamkeit eine Chance, weil es keinen Wettbewerb gab. Doch den gibt es im Jahr 2013 und das Innovationstempo steigt sogar noch stetig.
Insofern ist es bezeichnend, dass sich an Windows Phone 8 seit dem November 2012 nun nichts mehr getan hat – fast 11 Monate, in denen Google drei neue Versionen lieferte und der Marktführer Samsung sein SDK siebenmal verbesserte.
Biniak’s richtige Erkenntnis ist die Begründung, warum Microsoft auch mit dem Kauf von Nokia scheitern wird – die Kulturen sind nicht verschieden, sie sind diametral entgegengesetzt. Wir erleben dies auch immer beim Kontakt mit Herstellern klassischer Softwarelösungen wie CRM und ERP – bis diese ein Problem verstanden haben hat es eine auf Mobile orientierte Firma schon gelöst, Zusammenarbeit mit ‘klassischen’ Herstellern ist oft ineffizient und unbefriedigend. Und diese Hersteller sind fast immer deutlich kleiner als Microsoft.
Deshalb messe ich auch den Gerüchten um einen Kauf von BlackBerry durch Microsoft keine Bedeutung bei. Ein solcher Kauf hätte nur für die Aktionäre eine schöne Bedeutung, da er den BlackBerry-Kurs noch einmal antreiben würde – technologisch und für den Markt wäre er bedeutungslos. Wobei BlackBerry deutlich besser zu Microsoft passen würde als Nokia, die Kanadier hätten definitiv weniger Umstellungsprobleme hinsichtlich Bräsigkeit, Langsamkeit und Lösungsferne als die Finnen.
Nokia landet nun in einer Welt des Ankündigungsmarketings und des Chaos – nichts klappt in der mobilen Microsoft-Welt. Systemcenter 2013 für Mobile Device Managment? Nach einem Jahr Ankündigungsmarketing dicht an unbenutzbar. Systemcenter 2013 zusammen mit Windows Intune? Läuft hervorragend auf Powerpoint. In der Realität mit den meisten Geräten nicht. Warum soll man ein Jahr nach dem Start des ach so wichtigen Windows Phone 8 eine vernünftige MDM-API haben? Es reicht doch für’s Erste der Stand, den Apple mit iOS 3 vor 4 Jahren lieferte. Auf den Punkt gebracht: Nichts klappt. Das aber stabil und nachhaltig.
Deshalb ist der heutige Kauf von Microsoft bedeutungslos und deshalb sind auch zukünftige mögliche Käufe bedeutungslos – Microsoft hat von Mobile schlicht keine Ahnung. Und das ist auch gut so – denn niemand braucht Microsoft in der Zukunft!
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