„Wir versuchen, die Toten zu würdigen“

Ungewöhnliche Gründung auf dem Campus Flensburg: Zwei Wirtschaftsstudenten starten ein Gedenk-Portal für Hinterbliebene

Pressemeldung der Firma Fachhochschule Flensburg

Als sie sich kennenlernten, sprachen sie viel über ihre Trauer: 2007 war Oilid Msalmis Mutter gestorben, 2011 hatte André Wohlenberg seine Großmutter verloren. Die beiden Kommilitonen, die an der Fachhochschule Flensburg BWL studieren, hatten eine Idee: Eine Gedenkseite im Internet. „Sie sollte anders sein, als die, die es schon gab“, erzählt Oilid Msalmi. „Nicht öffentlich. Der Tod ist privat. Sie sollte nur für Angehörige, enge Familien und Verwandte zugänglich sein.“

Von der Idee bis zu deren Umsetzung war es allerdings ein langer Weg. Die beiden 25-jährigen und 26-jährigen Studenten besuchten Professoren und Industrie- und Handelskammern und wurden schließlich an das „Dr. Werner Jackstädt Zentrum für Unternehmertum und Mittelstand“ verwiesen. Das gemeinsame Zentrum von Universität und Fachhochschule Flensburg bietet im Audimax einen sogenannten „Gründerraum“ an. Dirk Ludewig, Professor für Marketing und Entrepreneurship an der Fachhochschule Flensburg und Prof. Dr. Ilona Ebbers, Professorin für Wirtschaftswissenschaften und ihre Didaktik an der Universität Flensburg, unterstützten die beiden jungen Gründer. „Wir konnten weder programmieren noch wussten wir, wie man einen Businessplan schreibt“, erzählt André Wohlenberg. Im „Gründerraum“ trafen sie auf drei Informatiker, die von ihrer Idee überzeugt waren und sich um das Webdesign und die Programmierarbeit kümmerten, während Msalmi und Wohlenberg Kontakte zu Bestattungsunternehmen suchten mit dem Ziel, dass Bestatter die Dienstleitung der „via Memora“ in ihr Angebot aufnehmen.

Das Versprechen der beiden Gründer: „Unsere Seite ist anders als die Gedenkseiten im Internet. Sie ist privater, sicherer und anspruchsvoller.“ Die Freigabe erfolgt über einen Verwalter, den Familie und Freundeskreis des Verstorbenen aus ihrer Mitte bestimmen. Es gibt keine Werbung, keine Schein-Profile, weder Musik und Videos. „Wir wollen die verstorbene Person würdigen“, erklärt André Wohlenberg, „sie steht im Mittelpunkt.“

Hintergrundmotive und -farben können ausgewählt werden. Unter der Überschrift „Nachruf“ stünde „alles, was die Person ausgezeichnet hat“ und unter „Chronik“, „was die Person zu Lebzeiten getan hat“, erläutert Oilid Msalmi die Möglichkeiten. Natürlich gibt es ein Kondolenzbuch. „Aber es gibt ja auch Leute, die sind keine großen Schreiber, die können per Mausklick verschiedene Blumen niederlegen, Kerzen anzünden oder beten. Alles virtuell.“

Die Seite soll aber später noch mehr leisten: Im Moment sind die beiden Gründer im Kontakt mit dem Katharinen-Hospiz in Flensburg, an das sie einen Teil ihrer Einnahmen abtreten. „Als wir getrauert haben, wurde uns auch geholfen. Das möchten wir weitergeben. Irgendwann soll es möglich sein, sich auf der Seite mit Therapeuten und Psychologen auszutauschen“, erzählt Wohlenberg. In der Arbeitsgesellschaft würde Menschen zu wenig Zeit zum Trauern gewährt, viel zu schnell erwarte man, dass Angehörige in den Alltag zurückkehrten. Falls ihnen das nicht gelänge, müssten sie sich krankschreiben lassen. „Dabei sind sie nicht krank. Sie trauern bloß“, sagt Wohlenberg. „Wir möchten ihnen dafür einen Raum zu Verfügung stellen.“

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